8
Apr
2007

Die keltischen Sprachen

Die „Urformen“ des Keltischen existierten vermutlich circa im 5.-3. Jhdt. vor Christus, wo sie wohl auch ihre größte Verbreitung genossen. Dass sich der keltische Sprachzweig nicht in größerem Maße durchsetzen konnte ist wahrscheinlich Cäsar zuzuschreiben, der circa 50-40 v. Chr. Gallien eroberte und ganze Landstriche mit keltischer Bevölkerung niedermetzeln ließ.

Von diesen alten Formen der keltischen Sprachen gibt es auch leider keine Zeugnisse. Caesar berichtet zwar, dass die Weisen der Kelten, die Druiden, schreiben konnten und ihre alltägliche, geschäftliche Korrespondenz in griechischer Schrift verfassten. Eine eigene Schrift werden sie jedoch zu dieser Zeit nicht gehabt haben. Jegliche Lehre wurde mündlich weitergegeben, Abertausende von Versen auswendig gelernt. Es gab die Regel, was nicht „mit dem Herzen gelernt“ (engl. by heart = auswendig) werde, sei kein echtes Wissen. Vermutlich diente diese Methode aber auch der Geheimhaltung des druidischen Wissens.

Erst sehr viel später wurde die irische Ogham-Schrift entwickelt, die jedoch auch in äußerst verschlüsselter Form geheimes Wissen transportierte. Auf das Ogham werde ich später noch ausführlicher eingehen.

Die keltischen Sprachen gehören zum großen Sprachfamilienbaum der indo-germanischen Sprachen. Hier bilden die keltischen Sprachen einen der Zweige, wie auch z.B. die germanischen, romanischen, balto-slawischen oder indo-iranischen Sprachen. Hier wiederum gibt es erstaunlicherweise eine besonders enge Verwandtschaft zwischen dem keltischen, dem indo-iranischen und dem balto-slawischen Zweig.

Der keltische Sprachzweig ist wiederum in 2 Zweige zu unterteilen, die sich auf die geographische Verteilung der Sprachen beziehen: Den festlandkeltischen und den inselkeltischen Zweig.

Festlandkeltisch

Gallisch (Frankreich, Belgien, Süd-West-Deutschland bis zum Rhein)
Keltiberisch (Iberische Halbinsel)
Lepontisch (Nord-Italien: Gardasee, Luganer See)
Galataisch (Türkei: Ancyra = Ankara, war eine keltische Stadt)

Diese Sprachen sind sämtlich kaum erforscht, da es kaum Zeugnisse gibt, lediglich einige Grabstein- oder Felsinschriften oder alte Handschriften. Vom Galataischen z.B. ist nur eine DinA4-Seite handschriftliches Dokument erhalten. Alle festlandkeltischen Sprachen sind bereits ausgestorben.

Inselkeltisch

Der inselkeltische Zweig ist wiederum in zwei Zweige zu unterteilen, und zwar in den Goidelischen und den Britannischen. Alle Sprachen dieser beiden Zweige sind wesentlich besser erforscht, als die oben erwähnten. Es gibt mehr Schriftstücke und immerhin 4 dieser Sprachen leben noch. Man nennt diese Sprachen auch die „neukeltischen“ Sprachen.

Da sich die neukeltischen Sprachen hauptsächlich am „äußersten Rand“ Europas weiterentwickelten, erst sehr spät eine Schriftsprache und ein festgelegtes grammatisches Regelsystem bekamen und nie Schulsprachen waren, haben sie sich recht „frei entwickelt“ und viele Besonderheiten, besonders im phonetischen Bereich, ausgebildet.

Britannisch

Bretonisch (Frankreich, Bretagne)
Walisisch/Kymrisch (Wales)
Kornisch (England, Cornwall, im 18. Jhdt. ausgestorben)

Die letzten Sprecher der Sprachen Manx und Kornisch sind sogar namentlich bekannt und wurden buchstäblich von Sprachforschern mit zu Grabe getragen, die ihnen die letzten Worte noch im Sterbebett „abluchsten“ und niederschrieben. Das Walisische wird in Wales inzwischen sehr stark gefördert und hat in den letzten Jahren wieder zunehmende Zahlen von Sprechern. Nach neueren Veröffentlichungen, gibt es noch circa 5-600.000 Sprecher des Walisischen, wie durch eine Volkszählung in Groß Britannien festgestellt wurde.

Goidelisch

Irisch (Irland)
Schottisch-Gälisch (Highlands, Hebriden)
Manx (Isle of Man, 1974 ausgestorben)

Das Irische ist von den goidelischen Sprachen diejenige, welche die größte Sprecherzahl aufzuweisen hat. Laut offizieller Statistik gibt es in Irland immer noch 1 Mio Menschen die Irisch sprechen können. Allerdings wird hier leicht geschummelt, denn man zählt in dieser Statistik alle Schüler Und Schülerinnen mit, die gerade Irisch lernen. Nach Schätzungen gibt es nur noch circa 60-80.000 Muttersprachler des Irischen, ebenso viele übrigens, wie es - laut Volkszählungsergebnissen - insgesamt Sprecher des Schottisch-Gälischen gibt.

Irisch, Schottisch-Gälisch und Manx entwickelten sich alle aus dem Alt-Irischen, welches mit dem Goidelischen oder einfach „Gälischen“ auf einer Stufe steht. Durch Migration von Irland nach Schottland, auf die Hebriden und zu der Isle of Man wurde die Sprache dorthin mitgebracht und entwickelte sich eigenständig weiter.

Irisch

Innerhalb Irlands entwickelte sich die Sprache in verschiedenen Gebieten durchaus ebenfalls sehr unterschiedlich. So unterscheidet man Nordirisch, Westirisch und Südirisch, allerdings sind diese Unterscheidungen dialektaler Art.

Als Muttersprache wird das Irische nur noch in wenigen, kleinen Teilen Irlands, vor allem in Küstengebieten und auf Inseln gesprochen. Nordirisch in der Küstenregion Donegals, Westirisch in Connemara, sowie auf den Inseln der Counties Galway und Mayo und Südirisch an der Küste der County Waterford. Diese Gebiete nennt man in Irland die „Gaeltacht“. In diesen Gebieten sind alle Straßenschilder teilweise nur noch auf Irisch beschriftet, zumindest aber zweisprachig, Läden und Häuser tragen irische Namen, und es gibt sogar noch einige, wenige ältere Menschen, die nur Irisch sprechen können. Manche Kinder wachsen dort noch mit Irisch als Muttersprache auf, lernen aber spätestens sobald sie die Schule besuchen Englisch. Denn auch dort ist Englisch Schulsprache und Irisch wird lediglich als erste „Fremdsprache“ ab der ersten Klasse gelernt.

Es gibt intensive Bestrebungen in Irland, die irische Sprache zu erhalten und zu fördern. So wurde Irisch, neben Englisch, vor mehreren Jahren zur offiziellen Amtssprache erklärt. Es gibt Radiosender, Fernsehsendungen, Nachrichten, Soap-Operas, Zeitungen, Zeitschriften, Webseiten, Vorlesungen in den Universitäten, Theaterstücke und natürlich Musik und Literatur auf Irisch. Es gibt sogar mehrere Vereine, Clubs oder gar Pubs, in denen nur Irisch gesprochen werden „darf“. Kurse für Erwachsene werden an privaten Sprachschulen angeboten, und das Interesse daran ist groß.

Politisch gesehen ist die Sprache natürlich auch sehr interessant, da sie immer eine Abgrenzung zwischen Engländern und Iren schaffte. Die Engländer hatten natürlich nie Interesse die irische Sprache zu lernen und verboten es, die irische Sprache öffentlich zu sprechen und in der Schule oder in Kursen zu lehren. Sie wollten die irische durch die englische Sprache verdrängen und aussterben lassen. Es passte ihnen natürlich nicht, dass sie nicht verstehen konnten, was vom Volk gesprochen wurde. Genau DAS wiederum wurde von den irischen Freiheitskämpfern aber ausgenutzt, und so fungierte Irisch teilweise als eine Art „Geheimsprache“ beispielsweise der IRA und ihrer Vorgänger-Organisationen.

Auch war das Verbot der irischen Sprache natürlich ein Symbol für die Unterdrückung, der das irische Volk insgesamt unter englischer Herrschaft ausgesetzt war, weshalb Irisch auch einen symbolisch sehr hohen Wert bekam. Parolen, Flugblätter, Gedichte und Geschichten mit politischem Inhalt und Freiheitslieder wurden häufig auf Irisch verfasst, viele Organisationen gaben sich irische Namen und Personen änderten ihre englischen Namen inoffiziell in die irischen Varianten um. Den politischen Gefangenen der IRA wurde das Sprechen der irischen Sprache in den Gefängnissen verwährt.

Literatur/Quellen

Martin Ball, James Jife(Hrsg.)/The Celtic Languages
Helen Davies/Beginner's Irish Dictionary
Lars Kabel/Kauderwelsch Sprechführer - Irisch-Gälisch Wort für Wort
Donald MacAulay(Hrsg.)/The Celtic Languages
Glandville Price(Hrsg.)/The Celtic Connection
Paul Russell/An Introduction to the Celtic Languages
Seán O’Siadhail/Lehrbuch der Irischen Sprache
Angela Wilkes/Irish for Beginners

Entnommen von meiner ersten, nun offline gestellten Website "Aines Lisheen".

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IkarosSikinnos - 8. Apr, 16:24

Vermutlich diente diese Methode aber auch der Geheimhaltung des druidischen Wissens.

hm...also ich finde es wäre einfacher gewesen schriftliches "Lehrwissen" geheimzuhalten als mündliches. Der kulturelle Austausch in diesen Zeiten (ein Zeitraum von 500 v. Chr. bis 100 n. Chr.) ging ja bis in den vorderen Orient und das nicht nur durch Händler. Reisende Barden und die bekannten keltischen Söldner gehörten auch zu diesem Austausch. So gibt es zum Beispiel poetische Verweise aus der skaldischen Dichtung nach Irland (und so auch umgekehrt). Und Magie und Poesie waren eng verknüpft (s. Schmähdichtung, Geas etc.).
Druiden waren oftmals auch Barden oder Krieger. Und wenn so ein reisender Druide loszog, wer konnte ihn kontrollieren das "Geheime Lehrwissen" nichtmal auszuplaudern? So in einer griechischen Kolonie wie Marseile bei einem zu starken Weinumtrunk...
Da würde es doch mehr Sinn machen, ein gesamtes Wissen zu verschriftlichen und so weniger in sich präsent zu haben - denn Bücher kann man abschließen und Zugänge zu Türen versperren. Aber das ungestüme Herz eines Kelten?
Oder lief da ständig ein Meister mit? (so mit dem Rutenstab, und wer kontrollierte dann den Meister?)

Grüße aus dem ikarischen Meer

Baumkriegerin - 8. Apr, 21:13

Ich denke mal,

lieber Ikaros, dass es halt schon einen ganz schönen Aufwand bedeutet hätte, wenn jemand sich das druidische Wissen über Jahrzehnte und Jahrzehnte aneignen, nur um es dann "auszuplaudern"... So konnten die Druidenmeister halt sicher gehen, dass Leute, die bei ihnen lernten, erst nach einiger Zeit dazu fähig waren, wirklich umfassendes Wissen weiterzugeben... Ein Buch hätten sie einfach mitschleppen und weitergeben können. So "zack-zack". Allerdings muss ich Dir auch zustimmen. Diese Artikel habe ich ja vor mehreren Jahren geschrieben und bin heute auch nicht mehr 100%ig mit allem völlig einverstanden, was darin steht. Ich finde sie nicht völlig falsch, sonst hätte ich die Inhalte selbstverständlich verbessert, aber ich weiß auch, dass sie nicht allumfassend sind und habe inzwischen dazu gelernt. ;)

In den letzten Jahren habe ich am eigenen Leibe (und Geiste) erfahren können, dass mündlich überliefertes Wissen weitaus mehr bedeutet, als verschriftlichtes... Zumindest, wenn es um spirituelles Wissen geht. Du kannst Dir aus Büchern jede Menge "Zeugs" anlesen, sicher auch vieles, was Hand und Fuß hat, es jedoch von einem leibhaftigen Lehrer/einer Lehrerin, der/die es selbst erfahren hat, übermittelt zu bekommen und dann selbst zu erfahren, bedeutet etwas ganz anderes. In meiner heilerischen Ausbildung durften wir beispielsweise auch nicht mitschreiben. Wir haben zwar Protokolle angefertigt, so dass man einige Wochen später eine Zusammenfassung des Gelernten in den Händen hatte, aber vor Ort war Mitschreiben nicht angesagt. Diese Lehrweise ist in vielen Kulturen üblich, auch heute noch, so z.B. bei den Navajo. Die Begründung ist, dass das Gelernte zuerst "sacken" sollte... Dass man das Gelernte zuerst fühlen, spüren und in sich festigen lassen sollte, bevor man es wieder "herausgibt". Wenn man es aufschreibt, gibt man es heraus. Es hat keine Zeit in die tieferen Schichten "herabzusinken", es bleibt im Kopf und geht direkt wieder hinaus auf's Papier. Nun ja... Ich hoffe, das klingt nicht allzu absurd für Dich... *lächel* Aber ich muss sagen, ich habe erfahren, dass es stimmt. Nicht zuletzt auch mit meinen Erfahrungen bei der Visionssuche, die ich lange, lange nicht zu Papier bringen konnte, weil sie einfach "sacken, sacken, sacken" wollten... ;)

Danke für Deine Kommenatre...! Es freut mich riesig zu bemerken, dass jemand meine Beiträge interessiert und aufmerksam liest...! Das ist toll...! Deine Seite ist auch sehr interessant...! Hab schon dort gestöbert...! Aber ich konnte gar keine Infos über den "IkarosSikinnos" finden... Wer ist er, der werte Herr, der mir hier im Hain dann und wann nen Besuch abstattet...? *neugierig schau*

Interessierte Grüße von Aine
IkarosSikinnos - 8. Apr, 23:21

Du kannst Dir aus Büchern jede Menge "Zeugs" anlesen, sicher auch vieles, was Hand und Fuß hat, es jedoch von einem leibhaftigen Lehrer/einer Lehrerin, der/die es selbst erfahren hat, übermittelt zu bekommen und dann selbst zu erfahren, bedeutet etwas ganz anderes.
Unterschreib ich sofort!

Die Begründung ist, dass das Gelernte zuerst "sacken" sollte... Dass man das Gelernte zuerst fühlen, spüren und in sich festigen lassen sollte, bevor man es wieder "herausgibt". Wenn man es aufschreibt, gibt man es heraus. Es hat keine Zeit in die tieferen Schichten "herabzusinken"
Kenn ich sehr gut! Man kann auch Flüsse nicht schieben und Ernten nur zur Ernte-Zeit...und wie sagt man: "Guter Käse muß reifen".
Ich glaube auch, dass Ikaros durch den Sturz ins ikarische Meer (von seinem Höhenflug zur Sonne) erst diese Tiefe bekommen hat *nabelschau grins*

Ich hoffe, das klingt nicht allzu absurd für Dich... *lächel*
überhaupt nicht *lächel*

Danke für Deine Kommenatre...! Es freut mich riesig zu bemerken, dass jemand meine Beiträge interessiert und aufmerksam liest...! Das ist toll...! Deine Seite ist auch sehr interessant...! Hab schon dort gestöbert...!
Ja, ich finde deine Seite auch spannend - neugierig gemacht hatte mich vor allem die Ogham-Grafik in der rechten Spalte (und den Ogham-Artikel fand ich auch gut) und dann begann ich zu stöbern...

Aber ich konnte gar keine Infos über den "IkarosSikinnos" finden... Wer ist er, der werte Herr, der mir hier im Hain dann und wann nen Besuch abstattet...? *neugierig schau*
Also der werte Herr ist zunächst IkarosSikinnos und alles was man über ihn willen sollte bzw. wissen kann, findet sich auf seiner Bühne (der Website) und in den Verweisen, also dem Ikaros-Mythos und den "Tänzen der Satyrn".
Aber ich habe den Verdacht (*grins*) du möchtest den Herrn "hinter der Maske des IkarosSikinnos" kennen lernen. Das geht auch, aber nur per Email (ikaros(at)online(punkt)ms)...
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